Auf dem Weg in die Moderne

IMG 7595Bavaria Bonn wurde im Jahre 1844 von Studenten der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn gegründet. Sie ist damit die älteste deutsche katholische Studentenverbindung. Seither nahm sie wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung katholischer Studentenbünde in Deutschland und Europa.

Die Gründung

Akt des Selbstbewusstseins katholischer Studenten


Nachdem die Rheinlande auf dem Wiener Kongress 1815 unter preußische Verwaltung gestellt worden waren, sah sich die überwiegend katholische Bevölkerung gesellschaftlich und politisch Repressalien der protestantisch-preußischen Obrigkeit konfrontiert. Zudem herrschte im kulturellen und wissenschaftlichen Leben ein starker liberaler Geist, der sich auch in heftiger Kritik an der Ausstellung des „Heiligen Rock“ 1844 in Trier niederschlug. Die Katholiken reagierten mit einer starken Glaubensdemonstration: über eine Million Pilger begaben sich auf Wallfahrt nach Trier. Dieses Gemeinschaftserlebnis stärkte das Selbstbewusstsein der deutschen Katholiken, die nun begannen sich zu Vereinen zusammenzuschließen.

Gemeinsam mit vier anderen katholischen Studenten der Universität Bonn gründeten die Theologiestudenten Johann Joseph von der Burg, Gabriel Leo Meurin und Franz Heinrich Reusch am 15. November 1844 einen Studentenverein für katholische Studenten aller Fakultäten. Den Namen Bavaria wählten sie in Anlehnung an das katholische Bayern, wo sich das religiöse Leben ungehindert entfalten konnte. 1846/1847 nahm Bavaria Verbindungscharakter an.

Das Wachstum

Integration in die Gesellschaft des Kaiserreichs

Bavaria im Jahre 1890Um ein stärkeres Gegengewicht zu den liberalen Studentenverbindungen zu bilden, warb Bavaria um Unterstützung in der katholischen Studentenschaft und regte die Bildung weiterer Verbindungen an. 1847 entstanden so die Ruhrania sowie vier weitere Studentenverbindungen, die sich mit Bavaria zu einer Union zusammenschlossen und 1849 der Vereinigung der katholischen Vereine Deutschlands beitraten. Während sich die Union jedoch bereits 1853 wieder auflöste, einige Verbindungen aufgaben und die Ruhrania sich zur Keimzelle des Verbands der Wissenschaftlichen Katholischen Studentenvereine Unitas (UV) entwickelte, konnte sich Bavaria Anfang der 1860er Jahre an der Bonner Universität etablieren: seit dem Wintersemester 1862/1863 trägt Bavaria blaue Mützen; das Katholizitätsprinzip wurde im Wintersemester 1863/1864 in den Statuten festgeschrieben.

Von 1863 an unterhielt Bavaria auch Kontakt zum Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV), der 1856 von Aenania München und Winfridia Breslau geschlossen worden war. Ein Richtungsstreit zwischen den farbentragenden Studentenverbindungen und nichtfarbentragenden Studentenvereinen, an dem insbesondere Bavaria und Arminia Bonn beteiligt waren, verhinderte den Abschluss des Cartellverhältnisses. Erst nach der Abspaltung der Studentenvereine, die sich im Verband Katholischer Studentenvereine (KV) zusammenschlossen, konnte Bavaria am 28. November 1865 dem CV als fünfte Verbindung beitreten. In den folgenden Jahren entstanden enge Kontakte zu Verbindungen im In- und Ausland. 1899 wurde Bavaria auch die Patenverbindung der gerade gegründeten Franconia Aachen.

2443739663Die katholischen Korporationen hatten um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert starken Zulauf; an vielen Hochschulorten entstanden neue Verbindungen. Die Aktivitas Bavariae expandierte so stark, dass sich die Verbindung zur Gründung der Tochterverbindung Staufia entschloss, die am 28. Februar 1905 in Bonn stattfand. Bavaria konzentrierte die Kontakte innerhalb des CV auf einige wenige Verbindungen an Hochschulorten, in denen Bavaren häufig verkehrten. Daraus entwickelte sich ein enger Zusammenschluss mit Burgundia München, Ripuaria Freiburg und Zollern Münster, der inoffiziell als „Weißer Ring“ bezeichnet wurde und sich äußerlich Durch das Tragen einer weißen Nelke zu erkennen gab. Der Erste Weltkrieg setzte dem starken Wachstum ein jähes Ende: 252 Bavaren nahmen am Krieg teil, 31 von ihnen fanden den Tod.

Die Suspendierung

Mit der Gesellschaft in den Untergang


Während der Weimarer Republik standen die meisten Bundesbrüder loyal zur demokratischen Staatsordnung. Gleichwohl gab es Vorbehalte gegen die Parteienauseinandersetzungen, und das Verhalten der französischen Besatzungsmacht führte bei Bavaria zu einer ausgeprägt patriotischen Einstellung. Ein starker Mitgliederzuwachs führte erneut zur Teilung; Bavaria gründete gemeinsam mit der Bonner Cartellverbindung Alania ihre zweite Tochterverbindung: Borusso-Westfalia Bonn.

Nach der nationalsozialistischen Gleichschaltung wurde das Klima für Studentenverbindungen schwieriger und auch innerhalb der Verbindung zeigten sich nicht alle Mitglieder gegen die braune Gesinnung resistent. Am 19. Mai 1936 wurde Bavaria schließlich suspendiert. Das Verbindungshaus wurde an den Militärfiskus vermietet und ein Reservelazarett eingerichtet. Die Mitglieder hielten während der Verbotszeit den Kontakt in kleinen privaten Zirkeln aufrecht. 1944 begingen sie in Berlin inoffiziell das 100. Stiftungsfest. Während des Zweiten Weltkriegs fielen 29 Bavaren.

Die Wiederbegründung

Wechselvolle Entwicklung nach 1945 in einer zunehmend pluralen Gesellschaft


Die Altherrenschaft der Bavaria rekonstituierte sich am 17. November 1946. Die Wiederbegründung der Aktivitas erfolgte am 8. März 1947 anlässlich einer Kneipe auf der Godesburg durch zwölf Studenten. 1961 bezog Bavaria ein neues Verbindungshaus in der Tempelstraße – unmittelbar am Rhein und in der direkten Nähe des Auswärtigen Amtes gelegen.

Die Studentenbewegung der 1960er Jahre führte bei Bavaria zu sinkenden Nachwuchszahlen und heftigen internen Diskussionen über die vier Prinzipien; am Katholizitätsprinzip hielt Bavaria jedoch uneingeschränkt fest. Ab Mitte der 1970er Jahre konsolidierte Bavaria sich wieder. Um dem Verfall des Comments vorzubeugen und das Katholizitätsprinzip zu stärken, schloß sich Bavaria dem „Marburger Kreis“ an, dem auch die CV-Verbindungen Guestfalia Tübingen, Markomannia Würzburg, Hercynia Freiburg, Rhenania Marburg und Arminia Heidelberg angehören.

1990/1991 übernahm Bavaria zum sechsten Mal in ihrer Geschichte den Vorort des Cartellverbands. Im Jahre 2004 beging Bavaria das 160. Stiftungsfest in Anwesenheit aller Tochter- und Patenverbindungen; 2019 konnte das 175. Stiftungsfest festlich begangen werden.

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